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BIHE Studentenprofil #2

Begrenzungen überwinden

A

ls er sich auf dem Bewerbungsbogen für die Universität den vier kleinen Kästchen gegenüber sah – je eines für die anerkannten Religionen im Iran: Islam, Christentum, Judentum und Zoroastrismus –, ging Parviz damit ausgesprochen kreativ um.

„Ich zeichnete daneben einfach ein weiteres Kästchen, kreuzte es an und fügte das Wort ‚Bahá’í’ hinzu“, erzählt Parviz (Name geändert).

Doch diese Strategie verfehlte ihre Wirkung auf die Behörden, die seit den frühen 80er Jahren die Bahá’í-Jugendlichen vom Zugang zur Hochschulbildung ausgesperrt hatten.

Als er sich auf dem Bewerbungsbogen für die Universität den vier kleinen Kästchen gegenüber sah – je eines für die anerkannten Religionen im Iran: Islam, Christentum, Judentum und Zoroastrismus –, ging Parviz damit ausgesprochen kreativ um. „Ich zeichnete daneben einfach ein weiteres Kästchen, kreuzte es an und fügte das Wort ‚Bahá’í’ hinzu“, erzählt Parviz.

„Sie schrieben zurück, die Anmeldung wäre nicht vollständig“, berichtet Parviz, der inzwischen den Iran verlassen hat und anderswo studiert. „So ging ich gemeinsam mit einem anderen Freund aus der Gemeinde zum zuständigen Büro des Bildungsministeriums.”

„Ich erkundigte mich, was denn mit meiner Anmeldung nicht stimmte. Und der dort sitzende Herr schaute nur hoch und meinte: ‚Ich glaube, du kennst das Problem’. Wir versuchten mit ihm darüber zu sprechen. Aber schließlich sagte er: ‚Entweder ihr geht jetzt oder ich rufe den Sicherheitsdienst’.“

Seine Ablehnung kam natürlich nicht unerwartet. Seit der Islamischen Revolution im Jahre 1979 blieb Tausenden Bahá’í-Jugendlichen jegliche Hochschulbildung verwehrt.

„Mich hat es nicht schockiert, zurückgewiesen zu werden“, sagt Parviz. „Aber eine Enttäuschung war es dennoch, weil jedes Mal, wenn du dich bewirbst, hoffst du darauf, dass sich etwas ändert.“

Parviz schaffte es doch noch, eine Hochschulausbildung zu bekommen. Er schrieb sich im Bahá’í Institute for Higher Education (BIHE) ein. Diese von Bahá’í geführte Hochschule war 1987 gegründet worden, um den Bahá’í-Jugendlichen über Fernunterricht eine universitäre Ausbildung zu ermöglichen. [siehe Bahá'í Institute for Higher Education - die Bahá’í Hochschule]

„Ich wusste alles über die Bahá’í-Hochschule. Sie hatte eine eigene Aufnahmeprüfung. Ich nahm etwa zur gleichen Zeit daran teil wie an den landesweiten staatlichen Eingangsexamen. Ich wurde angenommen und konnte anfangen zu studieren. Das war 1990.“

Viereinhalb Jahre später schloss er sein Studium als Bauingenieur ab.

Parviz bekam danach Aufträge als Bauingenieur, obwohl er als Bahá’í und BIHE-Absolvent keine Arbeitslizenz erhalten konnte.

„Im Iran muss man keine Berufserlaubnis haben. Du machst die Arbeit und lässt dann jemanden mit einer Lizenz gegen eine Gebühr unterschreiben. So wird es allgemein in der Praxis gehandhabt.“

Schließlich erkannte Parviz, dass er für sein Vorankommen und das Ziel, in seinem Fach zu lehren, sein Studium zur Erlangung eines weiteren akademischen Grades fortsetzen musste. „Ich konnte natürlich keine Graduiertenschule im Iran besuchen. Daher verließ ich das Land, um im Ausland zu studieren“, sagt Parviz. Zum Zeitpunkt dieses Berichtes war er dabei, an einer renommierten westlichen Universität zu promovieren.

 

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