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BIHE Studentenprofil #1

Davon träumen, in die Universität zu gehen

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Amid, der in Teheran aufwuchs, wusste, dass der Schlüssel zu einem guten Job ein Universitätsabschluss ist – so wie fast überall auf der Welt. Aber weil er ein Bahá'í ist, wusste er auch, dass er kaum Aussichten hatte, die Universität zu besuchen.

„Uns Bahá'í-Jugendliche hat das mit Blick auf unsere Zukunft sehr niedergedrückt“, erzählt Hamid (Name geändert). „Im Iran ist es sehr schwierig, ohne Universitätsabschluss eine Arbeit zu bekommen.“

„Nächte lang träumte ich davon, dass ich eine Universität besuchen dürfte. Morgens wachte ich auf und alles war bloß ein Traum“, erzählt er.

Heute ist er 32 Jahre alt und absolviert einen Aufbaustudiengang außerhalb des Iran. Doch war Hamid schon einmal der Schulbesuch verwehrt worden, allein weil er Bahá'í war. 1984, als er als Elfjähriger die Mittelschule besuchte, wurde er mit vielen anderen Bahá'í-Kindern im Iran vom Schulunterricht ausgeschlossen.

„Mehrere Monate musste ich zu Hause lernen“, berichtet er. „Meine Familie half mir, aber es war wirklich hart für ein Kind von elf Jahren allein zu lernen.“

Der internationale Protest zwang die Regierung bald dazu, die Schüler wieder in die Grund- und Sekundarschulen aufzunehmen. Doch hat die Regierung weiterhin daran festgehalten, die Bahá'í-Jugend am Besuch der Universität zu hindern.

„Als ich im Gymnasium war, sah ich zu, wie die anderen Schüler lernten und sich auf die Eingangsexamina für die Universitäten vorbereiteten“, erinnert sich Hamid. „Aber ich wusste, dass ich keine Chance hatte, zugelassen zu werden.“

Er versuchte trotzdem, die notwendigen Unterlagen einzureichen, um doch noch am Examen teilzunehmen. Aber im Iran wird von den angehenden Studenten die Angabe ihrer Religionszugehörigkeit auf den Formularen verlangt. Und es gibt nur vier verschiedene Wahlmöglichkeiten: Islam, Christentum, Judentum und Zoroastrismus.

„Da ich keiner der angegebenen Glaubensgemeinschaften angehörte, habe ich auch keine angekreuzt“, erklärt Hamid und fügt hinzu, dass es natürlich keine Möglichkeit der Angabe der Bahá'í-Religion gab. „Mir wurde dann mitgeteilt, dass ich keine Einladung für das Eingangsexamen erhalten könnte.”

Das war im Jahr 1992. Hamid versuchte auch in den darauf folgenden Jahren, in die Universität zu kommen. Ohne Erfolg.

Schließlich meldete er sich am Bahá'í Institute for Higher Education (BIHE) an. Damals war die Bahá’í-Hochschule noch nicht viel mehr als ein Fernstudiengang für Bahá'í. [siehe Bahá'í Institute for Higher Education - die Bahá’í Hochschule]

„An der BIHE musst du selbständig studieren. Es ist, als würde man alleine im Gefängnis studieren. Du hast keine Freunde, keine Dozenten, niemanden, der deine Fragen beantwortet.“

Weil er zudem seinen Lebensunterhalt durch Arbeit finanzieren musste, brauchte Hamid für sein Studium sechs Jahre.

„Nächte lang träumte ich davon, dass ich eine Universität besuchen dürfte. Morgens wachte ich auf und alles war bloß ein Traum“, erzählt er.

Im Jahr 2003 schloss er die BIHE schließlich mit einem Abschluss in Ingenieurswesen ab. Zu der Zeit hatte das Institut bereits einen guten Ruf erlangt. Hamid verließ den Iran, um im Ausland an einer Graduiertenschule weiter zu studieren.

Er hofft trotzdem, in den Iran zurückkehren zu können, sobald er seine Studien abgeschlossen hat. „Der Iran ist meine Heimat. Und ich sehne den Tag herbei, an dem die iranische Regierung erkennen wird, dass die Bahá'í nichts anderes als den Fortschritt und das Wohlergehen des Iran wünschen. Und ich möchte zurückkehren, um am Fortschritt meines Landes mitzuwirken“.

 

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